Die Sage vom neunten Reim.

Von meinem Großvater Paul Reinhold am 28. August 1951 in Bochum geschrieben.

 

Es ging eines Sage im Heimatland so alt wie der Wald in dem Hain. Ihr kennt sie wohl alle vom Heimatort, die Sage vom neunten Reim.Es wird einmal kommen die Schwachheit, wo alle so einsam geworden. Und Nachbar so heist es, wo hast du gesteckt, bist nicht in der Fremde gestorben. Und über neun Wege erschallt der Ruf und über neun Reime die Klage, wo seid ihr Freunde alle geblieben. All ihr Bauern vom alten Schlage? Verrottet der Acker, die Wälder zerstört, in Ruinen da klagen die Eulen, verrottet die Egge, der malmende Pflug, in luftigen Ställen und Scheunen. Wo die Tanne im Haine als Schutzwall stand und die Eiche auf  Nachbars Gehege, die schlug eines Volkes Unverstand und öffnet des Nordwindes  Fegen. Ich glaube wir haben das Wissen heut, zur Wahrheit wird uralte Sage. Wir sind vertrieben, ein Bettelvolk, uns selbst und anderen zur Plage. Ja Ahne, du hast unsere Zeit geschaut und heut ist die Stund gekommen. Die Heimat verlassen, die Heimat geopfert und allseits uns genommen. Doch wenn die Stunde der Heimkehr wird sein, die Stunde vom neunten Reim, wo deine Kinder einst heimwärts ziehen in ihre Fluren und Haine. Dann grüßen wir das Bächlein so traut und das Kirchlein in unserer Mitte. Wer ist der glückliche neunte Mann, der zur Heimat lenkt seine Schritte? Wo sind die anderen von 1-8 und was verschloss ihre Wege, daß nimmer der Fuß zu der Heimat fand, zum Hofe am Wald und am Wege. Wie klingst du so bitter du alte Sag, doch kannst du uns nimmer erschüttern. Wir wissen trotz allem, ein Morgen bricht täglich nach langer Nacht und Gewitter, ein Ostermorgen bricht sicher an und ein neues ewiges Leben. Für Ahne und Enkel ein Freudentag, voll Friede und Freude und Segen. Dann öffnen die Gräber sich allzumal und alle Schlauper Bauern, die sammeln sich still um ihr Gotteshaus mit ehrfürchtigen heiligen Schauern.

 

Wenn jemand etwas zur Sage vom neunten Reim weiß, würde ich mich freuen wenn er es mir mitteilt.

Mir ist diese Sage nicht bekannt.